Bahnhof Atocha Madrid:
Die Antwort der Architektur

Der Neubau des Bahnhofs Atocha in Madrid ist die Antwort auf eine komplexe Themenstellung. Das Empfangsgebäude entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Jugendstilbau mit einer von Gusseisen und Glas überdachten Haupthalle - ähnlich einem Glaspalast. Heute wird es als Wartehalle und Palmenhaus für den neuen Bahnhof genutzt. Atocha ist mittlerweile der Hauptknotenpunkt für eine Metropole von 3,5 Millionen Einwohnern. Neben den Fern- und Hochgeschwindigkeitszügen, die oberirdisch in dem neuen Kopfbahnhof von Rafael Moneo enden, fahren Regionalzüge und S-Bahnen einen unterirdischen Durchgangsbahnhof an. Diese Verknüpfung hat Moneo in zeitgemässer, transparenter Architektur umgesetzt. Grosszügige Übergänge, breite Treppenanlagen, Lichtachsen und helle Oberflächen prägen den Neubau. Von eleganten schlanken Rundstützen getragen, überspannt ein flaches Dach die neuen Gleisanlagen. Ein Netzwerk von Lichtbändern sorgt für natürliches Tageslicht von oben. Ergänzend bringen die gläsernen Seitenwände Transparenz in das Gebäude.

Das Konzept, Tageslicht nicht nur durch Fenster, sondern auch von oben in das Bauwerk zu bringen, verfolgte Moneo auch in den Übergangswegen. Hier schaffen runde Oberlichter und grosse Fensterbögen ein einladendes Ambiente. Die Konstruktion mit thermisch getrennten Stahlprofilen ermöglichte maximal grosse Fensterflächen und gewährleistet zeitgemässe Wärmedämmung. Mit den Oberlichtern greift Moneo zudem die Idee der "Kuppel" auf und sorgt so für eine optische Verbindung mit dem historischen Jugendstilgebäude. Ein Mahnmal erinnert an die Opfer des Terroranschlags am Bahnhof Atocha im Jahr 2004: Vor dem Bahnhof wurde ein elf Meter hoher Zylinder aus Glasbausteinen errichtet, der mit einer Stahl-Glaskonstruktion nach oben geschlossen ist. Als Rafael Moneo den neuen Bahnhof entwarf, musste er sich dieser Thematik noch nicht stellen. Seine zeitlose Architektur findet dennoch Raum dafür.