1897 fand unter König Leopold II. die Weltausstellung in Brüssel statt. Neben der Hauptausstellung im Parc du Cinquantenaire („Jubelpark“) richtete der König zusätzlich in Tervuren eine 96 Hektar grosse Kolonialausstellung zum Freistaat Kongo ein. Der Kongo war damals im persönlichen Besitz des Königs. Da die Kolonie aber weniger Profit abwarf als erhofft, musste er die Belgier noch von seiner Kolonialpolitik überzeugen. Dafür liess er den Kongo mitten in der belgischen Hauptstadt aufleben und ein originalgetreues kongolesisches Dorf im Park von Tervuren errichten. Hier lebten für die Zeit der Ausstellung 267 Afrikaner. Nach der Weltausstellung erteilte der König den Auftrag, für die afrikanischen Exponate ein dauerhaftes Gebäude zu errichten. Eingeweiht wurde das von Architekt Charles Girault erstellte Museumsgebäude – ein Jugendstil-Palast – im April 1910. Im Vorfeld der Expo58 kam das CAPA-Gebäude hinzu, das „Centre d’Accueil du Personnel Africain“, das später in ein Forschungszentrum und ein Archiv umgewandelt wurde.
Das Afrikamuseum in Tervuren bei Brüssel ist ein auskunftsfreudiges Monument. Als Königliches Museum für Zentralafrika (KMZA) geht es auf die Weltausstellung 1897 in Brüssel zurück. Heute versteht es sich als Ort der Vermittlung und Forschung. Mit dem zeitgemässen Anspruch wandelte sich auch das Erscheinungsbild des Museums.
11000
Quadratmeter zugägliche Fläche
70
Prozent der Fläche ist unterirdisch
Umfassende Modernisierung
Zuletzt war das Museum in allen Aspekten veraltet. Die Infrastruktur des Gebäudes entsprach ebenso wenig einem modernen Museum wie sein Inhalt einem zeitgemässen Bild von Afrika – eine Restaurierung war angezeigt. Inzwischen ist eine fünfjährige Umbau- und Neugestaltungsphase vergangen: Heute versteht sich das Afrikamuseum als Zentrum für Forschung und Wissensvermittlung. Es beschäftigt sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und dem natürlichen Umfeld der Gesellschaften Afrikas und insbesondere Zentralafrikas. Dabei hat es sich dem Ziel verschrieben, „das Interesse der Öffentlichkeit und der Wissenschaft für diesen Teil der Welt zu wecken, ein besseres Verständnis dieser Region zu ermöglichen und mittels Partnerschaften wesentlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen“.
Mit Blick auf das Denkmal
In ihrem Entwurf für das „neue“ Museum griffen Stéphane Beel Architects auf den ursprünglichen Masterplan von Charles Girault zurück. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude, den Kolonialpalast, stellten sie dafür komplett frei, kontrastierten ihn jedoch mit einem bewusst modernen Gebäude. Mit Rücksicht auf die originalen Entwurfspläne wurde der alte Bau komplett restauriert und umgestaltet.
Elemente, die nicht zum ursprünglichen Gebäude gehörten, riss man ab, originale Marmorplatten, Schmiedearbeiten, Parkettböden, Wandmalereien und Vitrinen wurden vor Ort restauriert. Zudem erfolgte eine Erneuerung und Isolierung der Bedachung. Um den thermischen und akustischen Komfort in den Hallen und Galerien zu verbessern, setzte man in die beinahe sechs Meter hohe Fassade eine Doppelglaswand hinter die bestehende Verglasung – dazu verwendete man Janisol Primo Profile. Für eine erhöhte Stabilität wurden diese mit hinterschweissten Lamellen verstärkt.
Die Galerie ist abschnittsweise durch Glaseinbauten mit VISS Fire (EI60) und Janisol 2-Profilen (EI30) unterteilt – mit halbrundem Oberlicht analog zum Gewölbe der Galerie. Sie optimieren den Brandschutz und das Klima der Ausstellungsräume. Die Doppelfenster in der charakteristischen Rotunde sind aufgrund der Abmessungen in VISS-Profilen ausgeführt. Hier ist das feste Oberlicht wie in den Galerien für eine korrespondierende Ansicht mit Doppelprofilen versehen.
Neuer Zugang
Im Zuge des Umbaus wurde die öffentlich zugängliche Fläche des Museums von 6000 auf 11.000 Quadratmeter erweitert und mit modernster Technik ausgestattet. Der neue Eingangspavillon besteht aus einer Stahlkonstruktion mit Maximalverglasung, der die Gäste sofort auf eine zeitgemässe und transparente Museumsphilosophie einstimmen soll. In ihm befinden sich die Kassen, ein Museumsshop, das Museumsrestaurant, ein Picknickbereich für Kinder und die Garderobe. Dank der transparenten VISS Fassade kann man vom Empfangspavillon aus den französischen Garten sowie das schlossartige Hauptgebäude bewundern. Janisol Hebeschiebetüren ermöglichen, den Pavillon auch zum Park hin zu öffnen. Damit wird der Dialog zwischen Alt und Neu eindrucksvoll unterstrichen. Von dem freistehenden Gebäude aus geht es unterirdisch ins Hauptgebäude und in die neue Dauerausstellung – tatsächlich befinden sich rund 70 Prozent der neuen Fläche unterirdisch. Der Übergang von Alt zu Neu erfolgt über eine offene Treppe, die den gegenseitigen Blick auf die Gebäude erlaubt. Bei der Konzeption der Dauerausstellung wurden die verschiedenen beteiligten Parteien aus Belgien und Afrika miteinbezogen.
Um den thermischen und akustischen Komfort in den Hallen und Galerien zu verbessern, setzte man in die beinahe sechs Meter hohe Fassade eine Doppelglaswand hinter die bestehende Verglasung – dazu verwendete man Janisol Primo Profile.
Bautafel
BAuherr
Regie der Gebouwen
Architekten
Stéphane Beel architecten, Ghent; Origin, Brüssel
Jansen Partner
Kloeckner Metals Belgium NV, Antwerpen
Fensterhersteller
Lootens, Deinze und ZNR, Zuid-Nederlandse Ramenfabriek,
Rucphen