Boekentoren Gent, B

Restauration einer Ikone

Das letzte grosse Werk von Henry van de Velde ist der Bücherturm von Gent. Der belgische Architekt und Designer entwarf die Universitätsbibliothek sowie jedes Detail ihrer Einrichtung zu Beginn der 1930er-Jahre. 2009 erhielt die dringend notwendige Sanierung des „Boekentoren“ nach langen Jahren der Planung grünes Licht. Rund fünf Monate dauerte es allein, dafür die 48 Kilometer Bücher und Dokumente in ein Depot auszuquartieren.

Die Zentralbibliothek der Universität Gent sollte Symbolcharakter haben, für die Wissenschaft, das Wissen und die Weisheit. Van de Velde plante daher einen Leuchtturm, der weithin sichtbar wäre. Nach unzähligen Änderungen und Anpassungen legte er 1935 seinen endgültigen Plan vor. Der 64 Meter hohe Buchturm erhielt vier Stockwerke im Untergeschoss und zwanzig oberirdische Stockwerke mit einem beeindruckenden Belvédère on Top. Van de Velde gab dem Turm die Form eines griechischen Kreuzes, nicht als religiöses Symbol, sondern um Himmel und Erde sowie Zeit und Raum zu verbinden. Er entschied sich für eine ungewöhnliche Fassade aus blankem Beton auf einem Sockel mit Blausteinverkleidung.
Die Anordnung der Lesesäle liess der Architekt durch den Lichteinfall bestimmen: Der Hauptlesesaal und der Zeitschriftenlesesaal sind nach Süden ausgerichtet und empfangen zenitales Licht, während der Manuskriptlesesaal nach Norden gerichtet ist, um vor schädlichem Licht abgeschirmt zu werden. Als Allround-Künstler entwarf van de Velde auch jedes mögliche Detail für das Interieur: Bodenmuster, Türknöpfe, Möbel, Kühlerabdeckungen und auch die schwarzen Eisenfensterprofile. Die Wirtschaftskrise und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sorgten jedoch dafür, dass nicht alles nach Entwurf ausgeführt werden konnte und an vielen Stellen Kompromisse notwendig waren.

Es entstand eine isolierte und eine nicht-isolierte Variante der „van de Velde“-Fenster mit Jansen Art‘15, um innen und aussen eine durchgängige Linie beibehalten zu können.

48
Kilometer Bücher und Dokumente

64
Meter hohe Buchturm

Originaldesign

Erst spät im 20. Jahrhundert entwickelte sich der „Boekentoren“ zu einem anerkannten Meilenstein der Stadt Gent. Am 1. Juli 1992 wurde das Bibliotheksgebäude offiziell unter Denkmalschutz gestellt. Es dauerte allerdings nochmal zehn Jahre, bis eine Renovation ins Auge gefasst wurde. Vor einigen Jahren genehmigte der Verwaltungsrat der Universität Gent schliesslich den von den Architekten vorgeschlagenen Masterplan für die Restauration, geleitet von Robbrecht und Daem. Ziel war es, den Nutzern der mehr als drei Millionen Bücher mehr Komfort zu bieten und gleichzeitig das Gebäude als Studien- und Leseplatz zu würdigen. Das Belvédère-Geschoss war zu dieser Zeit unzugänglich und sollte samt seinem grossartigen Blick über die Stadt ebenfalls wieder benutzbar werden. Für den belgischen Jansen-Vertriebspartner Kloeckner Metals bestand die Aufgabe darin, Fenster einzubringen, die der ursprünglichen Gestaltung von van de Velde gerecht würden und dabei auf neuestem technischen Stand wären. 
Kloeckner Metals entwickelte in enger Kooperation mit dem Metallbauer eine Fensterkonstruktion, die heutige bauphysikalische Anforderungen im Design der Originalfenster integriert. Es entstand eine isolierte und eine nicht isolierte Version der „van de Velde“-Fenster. Das Gebäude erhielt einen Turm im Turm, um die Bücher besser zu schützen sowie eine neue Betonfassade. Im obersten Abschnitt des Turms wurden Janisol Arte Elemente verbaut, in den übrigen Gebäudebereichen kamen unter anderem Art’15 sowie Janisol Türen und Fenster zum Einsatz. Die Mission bei der Restauration des Boekentoren bestand darin, die Originalentwürfe, das tatsächlich entstandene Werk und dessen aktuellen Zustand genau zu studieren und letztlich alles in eine stimmige und zukunftsfähige Form zu bringen. Das neue Profilsystem von Jansen konnte in diesem Prozess eine gewichtige und sichtbare Rolle spielen.
Boekentoren Gent, B
Bildquellen: Tim Fisher, Antwerben
Bautafel
BAuherr
Universität Gent
Architekten
Robbrecht en Daem, Gent; SumProject, Brüssel; Baro Consulting, Gent; Barbara Van der Wee, Brüssel
Fensterbau
Lootens, Deinze
Jansen partner
Kloeckner Metals Belgium NV, Antwerpen
Stahlprofilsysteme