Das monumentale Gebäude im 7. Arrondissement war das letzte einer Serie von ungefähr 20 Neubauten, die André Citroën binnen weniger Jahre von seinem Chefarchitekten Maurice Jacques Ravazé hatte errichten lassen. Rund 135 Meter lang und 52 Meter breit entwickelte sich der Stahlbetonbau entlang zweier vielbefahrener Strassen. Auf sechs Etagen bot er rund 40.000 Quadratmeter Fläche. Über innenliegende Rampen gelangten die Fahrzeuge in die oberen Etagen. Die fussläufige Erschliessung geschah unter anderem über fünf Treppenhäuser in den markanten Ecktürmen.
Grossflächige Schaufenster entlang der Rue de Marseille und der Rue de l’Université gaben den Blick frei auf die neuesten Modelle. Kauflustige betraten das Gebäude am Schnittpunkt der beiden Strassen durch eine verglaste Schiebetüre, wo sie eine riesige, zur Strasse hin verglaste Lobby empfing. Der Reparaturbetrieb orientierte sich zur Rue Salomon Reinach hin. Hier sorgte ein 14 Meter breites, zehn Meter hohes Falttor für maximalen Lichteinfall ins Innere der kathedralengleichen Werkstatt. Die innenliegenden Rampen sind auch heute noch an der Fassade zur Rue Béchevelin hin klar ablesbar. Im übrigen gliedern horizontale Fensterbänder der Citroën-Niederlassungaus dunklem Stahl mit einer teils transparenten, teils satinierten Verglasung die hellen Putzfassaden. Alles in allem sah der Originalentwurf rund 6000 Quadratmeter Fenster- und Festverglasungen, Tür- und Torkonstruktionen vor.
Das grösste Autohaus der Welt – das war zu ihrer Zeit die Citroën-Niederlassung in Lyon. Rund 1000 Fahrzeuge waren hier ständig ausgestellt, dazu kamen Werkstätten sowie ein Ersatzteillager. Nun wurde das 1932 eröffnete Gebäude saniert und grösstenteils umgenutzt. Neben der Ertüchtigung der Tragstruktur wurde auch ein baulicher Wärmeschutz sowie die Erneuerung der Verglasungen mittels Janisol Arte und VISS HI Fassade realisiert.
6000
Quadratmeter Fenster- und Festverglasungen, Tür- und Torkonstruktionen
18
Meter hohe Festverglasung im Foyer
Baudenkmal
Trotz seines Alters fasziniert das Gebäude der Citroën-Niederlassung bis heute durch seine augenscheinliche Modernität und klare Linienführung. 1992 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Die baulichen Strukturen einschliesslich der innenliegenden Rampen beizubehalten, war unabdingbare Voraussetzung für die nunmehr abgeschlossene Revitalisierung. 2011 erwarb der Projektentwickler „Groupe 6ème Sense Immobilier“ die Immobilie. Er sah eine gemischte Nutzung mit Büros und Schulungsräumen in den oberen Etagen sowie Werkstätten und Verkaufsflächen im Erdgeschoss vor. Zwei Architekturbüros – SUD Architectes und ALEP Architectes – teilten sich die anspruchsvolle Bauaufgabe. Ihr gemeinsames Anliegen war es, den Charme des Art Déco-Gebäudes in die heutige Zeit zu transferieren und trotzdem zeitgemässe Baustandards zu gewährleisten. „New Deal“, wie das Gebäude von seinen neuen Eigentümern getauft wurde, ist inzwischen nach dem französischen Baustandard BREEAM zertifiziert. Energie für Heizung und Warmwasser wird mittels Geothermie Wärmepumpe bereitgestellt. Für mehr Tageslicht wurden die im ursprünglichen Entwurf angelegten und später zugebauten Lichthöfe wieder freigelegt.
Bildquellen: Guillaume Perret, Cormondrèche
Zeitgemäss verglast
Die Sanierung der grossflächigen Fenster und Festverglasungen erforderte eine enge Abstimmung zwischen der Denkmalbehörde, die die historische Substanz und damit die Authentizität des Gebäudes zu wahren suchte, und dem Wunsch des Bauherrn nach zeitgemässen Komfort, ohne den die Immobilie kaum marktgängig wäre. Für jedes einzelne Bauteil wägten beiden Parteien ihre Interessen aufs Neue ab. So wurde beispielsweise die 18 Meter hohe Festverglasung des grossen Foyers einschliesslich der integrierten automatischen Schiebetüre restauriert. Bei der Verglasung der Treppenhäuser bestand der Kompromiss darin, dass in die Originalkonstruktion des Bestands öffenbare Flügel aus Janisol Arte eingepasst wurden. Die Schaufenster des Erdgeschosses wurden mit dem hochwärmedämmenden Stahlprofilsystem VISS HI rekonstruiert. Zur Rekonstruktion der zur Zeit der Erbauung als feingliedrige Industrieverglasung hergestellten Fenster und Festverglasungen wählten die Architekten das Stahlprofilsystem Janisol Arte.
Die in ihrer Ansicht äusserst schmalen Profile wahren das Aussehen historischer Konstruktionen und erfüllen gleichzeitig heutige bauphysikalische Anforderungen.
Der Haupteingang führt nach wie vor durch die monumentale Eingangshalle an der Ecke Rue de Marseille / Rue de l’Université; sie zählt zu den rund zehn Prozent Gebäudefläche der Citroën-Niederlassung, die allen Mietern zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Die Mieter können ausserdem über die restaurierten Rampen mit ihrem Fahrzeug direkt auf einen der 170 Stellplätze gelangen, die sich auf den oberen Stockwerken verteilen. Nicht zuletzt damit haben die Architekten die Idee eines „Autohauses“ aufgenommen und in ihren Entwurf eingebunden. Der über dem Haupteingang angebrachte Original-Schriftzug „CITROËN“ setzt der Marke weiterhin ein sichtbares Zeichen. Denn Citroën ist nach wie vor präsent – wenn auch nur als Mieter.
Bautafel
BAuherr
Groupe 6ème Sense Immobilier, Lyon
Architekten
SUD Architectes, Lyon und ALEP Architectes, Lyon