Werk 12 München, D

Gewerbebau mit "Wow"-Effekt

Mit Werk 12 bereichern MVRDV das Münchner Werksviertel um ein Gebäude, das den sprichwörtlichen „Wow“-Effekt auf seiner Seite hat. Seine einfache Form, die Verwendung „ehrlicher“ Materialien (so die Jury) und die transparenten Fassaden haben dem Neubau unter anderem den renommierten DAM-Preis beschert.

Knödelgasse, Kartoffelgleis oder Zündappbogen: Die Strassennamen im Münchner Werksviertel zeugen von der Zeit, als Traditionsunternehmen wie Pfanni, Zündapp und Optimol das Gelände hinter dem Ostbahnhof prägten. Seit Anfang der 2000er-Jahre entsteht hier ein gemischt genutztes Stadtquartier: Ortsbildprägende Werksgebäude wurden beziehungsweise werden saniert und zu zeitgemässen Lebens- und Arbeitsräumen umgenutzt, neue Gebäude in moderner Architektursprache hinzugefügt.

Mit einer Mischnutzung von 7000 Arbeitsplätzen, 1100 Wohnungen und Raum für ein breit gefächertes Kultur- und Freizeitangebot soll hier Münchens Zukunftsviertel entstehen. Inmitten dieses heterogenen baulichen Umfelds haben die Amsterdamer Architekten MVRDV das Werk 12 errichtet.
Mit seiner einfachen Form, sparsamen Materialsprache und den transparenten Fassaden würde das fünfstöckige Gebäude an der Plaza kaum weiter auffallen – wären da nicht die breiten Terrassen, die jedes Stockwerk umgeben, und die Kaskadentreppen, die diese Terrassen miteinander verbinden. Auffälligstes Merkmal des Neubaus aber ist das lautmalerische Kunstwerk aus fetten Lettern, die vor der Fassade prangen: AAHHH, OH und PUH steht da zu lesen, oder aber schlicht und einfach WOW.
7000
Arbeitsplätze
1100
Wohnungen

Äusserst filigrane Pfosten-Riegelfassade

Den „Wow“-Effekt hat das Gebäude zweifelsfrei auf seiner Seite. Anspruch der Architekten war es, die Stahl-Glas-Konstruktion so reduziert wie möglich zu gestalten. Realisiert wurde sie als VISS Fassade in einer Ansichtsbreite von nur 50 Millimetern und zwei unterschiedlichen Bautiefen: In einem umlaufenden Rahmen von 120 Millimetern Tiefe sitzen zwei Pfosten und, auf der Höhe von drei Metern, ein Riegel, die jeweils nur 95 Millimeter tief sind. Als wäre es nicht schon schwierig genug, die unterschiedlichen Bautiefen zu einem Fassadenelement zu verbinden, musste in bestimmten Bereichen die zusätzliche Belastung der Betonkonstruktion durch die Kaskadentreppe berücksichtigt werden.
In diesen Bereichen werden die auf die Stahl-Glasfassade auftreffenden Lasten über den Querriegel seitlich in die Betonkonstruktion abgetragen – ein statischer Ansatz, wie er nur mit Stahlprofilen möglich ist: Die derart belasteten Riegel wurden mit einem innenliegenden Stahlfach ertüchtigt, ohne dass man aussen etwas davon sieht. Die auf allen Ebenen erforderlichen Fluchttüren auf die umlaufenden Terrassen, die den Fluchtweg über die Kaskadentreppen sichern, sind gemäss dem Fassadenraster knapp drei Meter hoch – also weitaus höher, als die DIN formuliert. Sie konnten mit dem Stahlprofilsystem Janisol, das für diese Höhe geprüft und zugelassen ist, unauffällig in die VISS Fassade integriert und im Erdgeschoss zudem in der Widerstandsklasse RC2 ausgeführt werden.
Dafür, dass der fünfstöckige Neubau bei Dunkelheit noch etwas spektakulärer wirkt, sorgt das Kunstwerk aus fetten Lettern, die lautmalerisch vor der VISS Fassade prangen.
Bautafel
BAuherr
OTEC GmbH, München
Architekten & design
Metallbau
Werthie Michael Werner GmbH, Lutherstadt Eisleben
Pazdera AG, Coburg;
Stahlprofilsysteme
Fotografie
© Ossip van Duivenbode

Inspirierende Perspektiven inklusive

Hauptmieter des Werk 12 ist das Fitnessstudio body + soul. In loftartiger Atmosphäre bietet das Premium-Center in München auf drei Etagen Workout und Wellness einschliesslich Höhentrainingskammern, High Tech Intervalltraining in der sogenannten Beatbox und ein 25 Meter langes Sportschwimmbecken.

Im Poolbereich wurden die Stahlprofile vorbehandelt, um sie bestmöglich vor Korrosion zu schützen (Korrosivitätskategorie C4; in allen anderen Bereichen C3). Im Erdgeschoss befinden sich gastronomische Betriebe; in die oberste Etage sind Audi-Experten für Design, E-Commerce und Mobilitätsdienste eingezogen. Übergrosse Janisol Hebeschiebetüren sowie ein Faltwand-Element ermöglichen hier den nahtlosen Übergang von innen nach aussen, sodass bei jedem Wetter inspirierende Perspektiven über München und auf die nahen Alpen gegeben sind.